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Zwiebeln / Steckzwiebeln

So baut man Zwiebeln an. 

Säzwiebeln, Steckzwiebeln und gepflanzte Säzwiebeln:

Zwiebeln wachsen im Vergleich zu den meisten Unkräutern sehr langsam.
Passt man vor allem am Anfang der Kultur nicht auf, gehen sie schnell im Unkraut (im Beikraut / in der Spontanvegetation / in der Ackerbegleitflora / im Urwald) verloren. Jäten und Hacken ist am Anfang wichtig.

Steckzwiebeln

Um die Konkurrenzfähigkeit gegen Unkräuter zu erhöhen, gibt es die Möglichkeit, kleine Zwiebeln (Steckzwiebeln) zu pflanzen. Durch die in der Knolle gespeicherte Kraft können Steckzwiebeln viel schneller und stärker austreiben, als Zwiebeln, die aus Samen wachsen.
Gesteckte  Zwiebeln sind durch den Wachstumsvorsprung außerdem schneller erntereif und werden größer als Säzwiebeln.

Herstellung von Steckzwiebeln (kleine Zwiebeln zum Pflanzen)

Die Herstellung von Steckzwiebeln erfolgt über Säzwiebeln. Diese werden spät ausgesät (Anfang Mai). Außerdem wird sehr dicht ausgesät (10 g Saatgut / m²). Es entwickelt sich ein enger Pflanzenbestand. So wird erreicht, dass die Steckzwiebeln klein bleiben. 

Zwiebeln sind zweijährige Pflanzen. Sie sammeln im ersten Jahr Kraft in ihrem Speicherorgan („Zwiebelknolle“) und stecken diese im folgenden Jahr in die Blüte. Eine sortenabhängige Mindestgröße und kühle Temperaturen  führen zur Blütenbildung. Man möchte bei der Steckzwiebelproduktion erreichen, dass die Pflanze in einen 3-jährigen Zyklus gezwungen wird. Deswegen dürfen Steckzwiebeln nicht zu groß wachsen, sonst blühen (schießen) sie sofort nach der Pflanzung im darauffolgenden Jahr. Zusätzlich lagert man sie nach der Ernte für 4 Wochen über 30 °C.
Durch die aufwendige Herstellung sind Steckzwiebeln nur noch im Hobbyanbau verbreitet. In der professionellen Zwiebelproduktion wäre dieses Verfahren zu teuer.

Gepflanzte Säzwiebeln (Jungpflanzenanzucht)

Pro Erdpresstopf (4x4cm) werden ca. 4-5 Körner gesät. Sind die Pflanzen ca. 10 cm hoch werden sie ausgepflanzt. 2-3 Stück pro Erdpresstopf werden früh (unreif) als Lauchzwiebeln geerntet, sodass 1-2 Zwiebeln pro Topf sich größer entwickeln. Diese werden später im Jahr eingelagert.
Im Bioanbau ist das Pflanzen von Zwiebeln üblich. Das ist ein Mittelweg zwischen schneller Entwicklung auf dem Feld und den Kosten für die Saatgut-/Pflanzgutproduktion. 

Mehrere Zwiebeln auf einem Standort
Säzwiebeln (Direktsaat)

Zwiebelsamen werden in gelockerte, krümelige Erde gesät. Während der gesamten Kulturdauer wird das Wachstum von Unkraut verhindert. Diese Methode ist am weitesten verbreitet.

Man frägt sich im Supermarkt oft, warum konventionelle Zwiebeln so viel billiger sind als biologisch angebaute Zwiebeln. Das liegt an der Verwandtschaft im Pflanzenreich. Zwiebeln gehören zur Familie der Amaryllisgewächse (Amaryllidaceae). Die „normalen“ Ackerunkräuter sind nicht mit ihnen verwandt. Deswegen gibt es sehr gut wirkende „selektive“ Herbizide auf dem Markt. Diese töten alle Pflanzen ab, außer den Zwiebeln.

So sehen Zwiebelkeimlinge aus.

Kulturdaten Säzwiebeln

Saattiefe: 2 cm
Abstand in der Reihe: 2 cm
Reihenabstand: 20-30 cm
Saatgutbedarf: 0,5 g/m²
Bodentemperatur: 15-20 °C
Aussaattermin/Pflanztermin: März
Erntetermin: August-September (Spätestens, wenn das Laub braun geworden ist.)

Pflanzt man Zwiebeln in Mischkultur mit Möhren, werden die Möhrenfliegen teilweise ferngehalten. Am besten aber, man macht einen Sud aus alten Zwiebeln und spritzt diesen zweiwöchig über die Möhren.

Zwiebel zur Saatgut Gewinnung im 2. Jahr: Die Samenstände können geerntet werden, sobald die Samen schwarz sind.
Ernte von Zwiebel Samen
Zwiebel Saatgut Ernte

F1-Züchtung und Protoplastenfusion

Man liest mittlerweile auf Saatguttütchen sehr oft „F1“ – was bedeutet das denn ?

Vorgehensweise bei der F1-Züchtung:

Man züchtet (meistens mit den ganz normalen Methoden wie z.B. Kreuzung, Selektion, usw.) zwei eigenständige, samenfeste Sorten.

Danach kreuzt man diese zwei Sorten miteinander.

Die bei dieser ersten Kreuzung entstandenen Nachkommen nennt man F1-Generation.

Diese F1-Pflanzen wachsen besonders gut, sind oft resistenter gegen Krankheiten, entwickeln sich alle sehr gleichmäßig und haben die gewünschten Eigenschaften beider Elterngenerationen.
(Stichwort: Heterosis-Effekt).

Die außergewöhnlich positiven Merkmale dieser F1-Generation verschwinden jedoch, wenn man diese selbst weiter vermehrt. In der F2-Generation sind alle Nachkommen wieder sehr unterschiedlich und „normal“.
(Stichwort: Mendelsche Regeln)

In der Praxis werden also beim Saatgutproduzenten zwei Sorten gezüchtet und vermehrt. Diese werden jedes Jahr miteinander gekreuzt um das Saatgut für den Anbau zu produzieren. Der Bauer muss deswegen jedes Jahr neues Saatgut kaufen. Würde er eigenes Saatgut aus einer F1-Pflanze gewinnen, wären die Pflanzen daraus im Folgejahr nicht allzu gut. Das wird von vielen Menschen als kritisch angesehen, weil bei diesen F1-Sorten die Abhängigkeit vom Saatgutproduzenten besteht.

Möchte man sein Saatgut selbst produzieren, ist es einfacher „samenfeste“ Sorten anzubauen, weil der Aufwand eine F1-Generation zu erzeugen sehr hoch ist.

Das alles hat absolut nicht das geringste mit Gentechnik zu tun, sondern ist gerade im Bio-Anbau sehr weit verbreitet. Man braucht durch die starken Pflanzen der F1-Generation weniger Pflanzenschutzmittel und kann zusätzlich eine bessere Qualität ernten.

Protoplastenfusion:

Ein ganz anderes Thema ist die Protoplastenfusion. Diese Methode ist im EU-Bio-Anbau bei Kohl mittlerweile auch gängige Praxis: Zellwänder werden aufgelöst und Zellkerne im Reagenzglas miteinander verschmolzen.
Sehr fragwürdig ist dabei die Tatsache, dass zwei Pflanzen miteinander gekreuzt werden, die sich auf natürlichem Wege nicht kreuzen lassen würden. (z.B. Rettich und Kohl). Leider ist diese Methode im Endprodukt Saatgut nur sehr schwer nachweisbar.
Die Grenzen zwischen der Gentechnik und „normaler“ Züchtung sind da nicht eindeutig abzugrenzen. Ich persönlich finde die Protoplastenfusion nicht vereinbar mit den Grundsätzen des biologischen Anbaus.

Die Anbauverbände (Bioland, Demeter, …) verzichten auf Sorten, die mittels Protoplastenfusion erzeugt wurden.

Mehr Infos dazu:
http://www.kultursaat.org/pdf/bnn0908.pdf
http://de.wikipedia.org/wiki/Protoplastenfusion

Im Endeffekt wird die Sache im Bioladen entschieden. Würden die Konsumenten für ein Kilo Brokkoli oder gelbstichigen Blumenkohl knapp 10 Euro bezahlen, könnten die Produzenten mit traditionellen Sorten arbeiten.

Auf dem Beet setze ich für die Ausaaten samenfeste, traditionell gezüchtete Sorten von „Bingenheimer Saatgut“ ein.
Bei den Setzlingen bin ich vom Produzenten „Bioland-Gärtnerei Natterer“ abhängig. Diese setzt aufgrund eines sehr hohen Qualitätsanspruches einige F1-Sorten ein. Als Bioland-Betrieb verzichtet sie aber auf mittels Protoplastenfusion erzeugte Sorten.